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Geschichten aus Zeiten des Wandels Interview

Direktorin der Nationalbibliothek in Leipzig über ihre Kindheitsmärchen und Gute-Nacht-Rituale

Dr. Stephanie Jacobs hat es geschafft, ihr Interesse für die Kunst und ihre Entschlossenheit in Einklang zu bringen, um ihre Ziele zu erreichen. Frau Dr. Jacobs ist nicht nur eine wahrhafte Buchmagierin, sondern auch die Sprecherin der Nationalbibliothek in Deutschland. Diese Bibliothek bewahrt sorgfältig alle Bücher auf, die einst in Deutschland erschienen sind und hat zwei Zweigstellen – in Frankfurt und in Leipzig. Seit fünfzehn Jahren bereits leitet Dr. Stephanie Jacobs die kulturellen Projekte an der Bibliothek, begeistert die zahlreichen Bibliotheksgäste für Bücher und hilft deutschen Lesern dabei, mehr über die ukrainische Literatur zu erfahren.

- Erinnern Sie sich an das Ritual der Schlafenszeit als Kind? Wer hat Ihnen Märchen vorgelesen?

- Ja, es gab ein festes Einschlafritual: Meine kleine Schwester Anne und ich wurden stets von unserer größeren Schwester Christiane ins Bett gebracht. Ich hatte noch sehr lange Angst vor Dunkelheit, Anne aber wollte es beim Schlafen immer stockdunkel haben. Und so haben wir gefühlt stundenlang darum gerungen, wie viel Licht unsere größere Schwester durch den Flur ins Zimmer fallen lässt. Da unsere große Schwester sehr geduldig war, brauchte dieses Ritual, dessen Reiz eigentlich vor allem darin bestand das Gefühl zu haben, dass sich jemand um unsere Bedürfnisse kümmert, manchmal auch eine halbe Stunde – herrlich!

- Hatten Sie in Ihrer Kindheit eine besondere Beziehung zu Büchern? Wie viele Bücher hatten Sie zu Hause?

- Das wichtigste Buch meiner Kindheit war mein Tagebuch, und heute ist es das Tagebuch unserer Familie, in das über Jahre diskrete und indiskrete Geschichten geschrieben werden. Wenn unser Haus brennen würde, ich würde nur dieses mitnehmen.
Das zweitwichtigste Buch in der Bibliothek meiner Eltern war für mich der Brockhaus – eine Enzyklopädie. In den schweren grünen Bänden mit Goldschnitt konnte ich mich sehr lange verlieren und von Schlagwort zu Schlagwort und von Bild zu Bild angeln. Eine großartige Welt voller Geheimnisse.

- Ich habe gelesen, dass Sie eine Dissertation über Illustration geschrieben haben. Vielleicht können Sie sich an einige Illustrationen aus Ihrer Kindheit erinnern, die Sie tief beeindruckt haben?

Die Bilder meiner Kindheit waren einerseits die frechen Illustrationen von Wilhelm Buschs „Max und Moritz“, andererseits die wundervollen Bilder der Serie „Vater und Sohn“ von E.O. Plauen. Das sind für mich noch heute die in ihrer Einfachheit allerrührendsten Bilder der Welt. Ich nehme die quadratischen Bücher noch heute oft zur Hand. Auch meine Kinder mochten die Bildergeschichten sehr gern.

- Welches war Ihr Lieblingsmärchen als Kind? Glauben Sie, dass es einen Einfluss darauf hatte, wer Sie heute sind?

Vor Märchen hatte ich ein wenig Angst, aber das, was mich immer am meisten fasziniert hat, war „Der Wolf und die sieben Geißlein“: Noch heute denke ich bei jeder Standuhr, die ich sehe (und ich habe gerade eine große Standuhr von meiern Tante geerbt!) an das lebensrettende Versteck der kleinen Geiß im Gehäuse der Uhr. Und ja: Es ist bis heute ein Ort der Geborgenheit und Sehnsucht.

- Was halten Sie von modernen deutschen Märchen? Haben Sie ein Lieblingsmärchen?

Das Märchen, das mir heute das allerliebste ist, ist „Eines Nachts im Paradies“ mit dem Text von Jürg Schubiger und den phantastischen Illustrationen von Rotraut Susanne Berner. Es ist aber eher ein Märchen für Erwachsene.

- Befürchten Sie nicht, dass moderne Eltern es vorziehen, ihren Kindern keine Bücher mehr vorzulesen und dass bald TikTok- und YouTube-Museen die Bibliotheken ersetzen werden? Was können wir verlieren, wenn die Menschen nicht mehr lesen? Und was können wir tun, um die Menschen weiterhin für das Lesen zu begeistern?

Ich bin sehr optimistisch, dass sich das Buch nicht aus unserem Alltag und unseren Beziehungen zu Kindern verabschiedet. Meine eigene Erfahrung als Mutter oder Tante mit der Intensität von Vorlesesituationen bekräftigt mich darin zu glauben, dass diese enge menschliche Bindung, die durch die gemeinsame Lektüre oder das Vorlesen entsteht, so einzigartig ist, dass ihr Charme sich immer wieder weitergeben lässt. Dieselbe Erfahrung machen wir auch mit Vorlesetagen bei uns im Museum. Die andächtige Stille beim Vorlesen hat etwas Magisches.

- Wenn du Kindern auf der ganzen Welt etwas Wichtiges wünschen könntest, was würdest du ihnen vor dem Schlafengehen wünschen?

Ich würde allen Kindern dieser Welt wünschen, dass sie vom Tag in die Nacht mit einer Geschichte hinübergehen, die ihnen Sorge und Angst und Trauer nimmt und sie in die Welt der Träume begleitet. Dabei ist es ganz egal, ob diese Geschichte gelesen, erzählt oder im Stillen erdacht wird – Hauptsache Geschichte. Und dann kommt der Schlaf von ganz allein.

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Über den Autor

Маргарита Сурженко

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